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Leider haben Sie den Begriff ‘wirtschaftsliberal’ noch immer nicht erläutert. Nach Konsultation von Wikipedia scheinen die Wikipedianer darunter den (klassischen) Liberalismus zu verstehen. Weshalb man dem Ding einen neuen Namen gibt, wo es schon längst einen etablierten gibt, weiss ich auch nicht genau. Soll hier womöglich ein orwellscher Neusprech etabliert werden? Soll hier Verwirrung gestiftet werden? Offensichtlich.
Das Geldsystem, das wir heute haben, ist alles andere als liberal. Es ist ja auch erst entstanden, nachdem der Liberalismus Ende des 19. Jhds. bereits zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken war, womit schon aus diesem logischen Grunde der Liberalismus als Urheber des heutigen Geldsystems ausscheidet. Wenn man sich dann auch noch mit dem Inhalt des Liberalismus beschäftigt, wird man darin bestätigt, dass unser Geldsystem tatsächlich nicht liberal ist.
Nun kommen Sie mit einem weiteren Wieselwort daher, nämlich einer obskuren Wirtschaft, die Einfluss auf die Politik nimmt. Sie meinen damit aber lediglich eine überschaubare Anzahl von mächtigen Wirtschaftsunternehmen insbesondere der Finanzbranche und nicht die Wirtschaft insgesamt.
Warum nehmen diese spezifischen Wirtschaftsunternehmen Einfluss auf die Politik? Die Antwort ist einfach: weil die Politik mächtig ist, ansonsten ergäbe die Einflussnahme keinerlei Sinn. Nur der Staat unterhält auf der Basis des gesetzlichen Gewaltmonopols legale Schlägertruppen, die er nötigenfalls jedem auf den Hals hetzen kann, der sich seinem Diktat nicht beugt. Niemand in der achso mächtigen Wirtschaft hat eine vergleichbar starke Schlägertruppe. Der Staat ist somit eine verlockende Beute für jede Interessengruppe, die Macht über die Bevölkerung erlangen will.
Als Gegenmittel wollen Sie uns nun allen Ernstes eine noch mächtigere Politik andrehen. Je mächtiger der Staat, desto lohnender die Einmischung von machtgierigen Interessengruppen. So wird ein Schuh draus. Anstatt das Gift endlich abzusetzen oder wenigstens zu reduzieren, wollen Sie die Dosis der zentralistischen Machtakkumulation noch weiter erhöhen und bekommen dadurch natürlich postwendend eine noch stärkere Einmischung von Interessengruppen in die Politik. Mich deucht, wer hier nicht verstanden hat, sind Sie.
Das heutige Geldsystem ist eine Folge staatlicher Regulierung. Durch die staatlich erlaubte Teilreserve wurde auch den Geschäftsbanken die Lizenz zur Geldschöpfung übertragen. Als Gegenleistung für diese staatliche Erlaubnis zur Falschmünzerei finanzieren Banken den Wohlfahrtsstaat mit aus dem Nichts geschöpftem Geld. Folge davon: es entsteht eine gewaltige Geldblase, die künstlich geschaffene Dienstleistungszweige hervorbringt und dadurch ein scheinbares Wirtschaftswachstum erzeugt – Keynesianismus halt. Die Wohlfahrt ist neben der Finanzbranche einer der am stärksten gewachsenen Dienstleistungszweige. Die Hohe Politik stellt diese durch Geldschöpfung befeuerte Dienstleistungsblase als etwas Positives hin (neu geschaffene Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum etc.), dabei handelt es sich um einen Riesen auf tönernen Füssen, der irgendwann unter seinem eigenen stetig anwachsenden Gewicht zusammenbrechen wird.
Gleichzeitig fliesst das geschöpfte Geld in Anlageinstrumente (Immobilien, Wertpapiere, insbesondere staatliche Schuldtitel), die nominell an Geldwert zulegen, obwohl keinerlei reale Wertschöpfung dahintersteht. Hauptprofiteure davon sind natürlich jene, die solche Anlageinstrumente besitzen (v.a. sogenannte institutionelle Anleger) sowie die Grossbanken, die im künstlich boomenden Anlagegeschäft tätig sind. Faktisch handelt es sich um ein staatliches Förderprogramm für die sich in der Finanzbranche tummelnden Grossakteure. Wenn Sie das Geldsystem kennen, müsste Ihnen all das eigentlich bekannt sein.
Was Ihre Unterstellungen bezüglich meines Glaubens an einen Wohlfahrtsstaat anbelangt, kann ich nur sagen, dass sie mir Prämissen unterschieben wollen, die ich nicht teile. Ich glaube an die direkte freie Geschäftstätigkeit zwischen menschlichen Individuen zu beiderseitigem Nutzen. Einen Staat braucht es für diese Form der Geschäftstätigkeit gar nicht, denn sie wurde schon zu Zeiten praktiziert, als es noch gar keinen Staat gab. Dadurch ist der Begriff Wohlfahrtsstaat für mich schlichtweg bedeutungslos. Zwischenmenschliche Solidarität ist nichts anderes als eine bestimmte Form von freier Geschäftstätigkeit, die beiderseitigen Nutzen bringt. Durch die Zwangswohlfahrt wird diese spezielle Form der freiwilligen Geschäftstätigkeit, die wir Solidarität nennen mögen, obsolet und dadurch mit der Zeit zersetzt.
Der Reiche gibt selbstverständlich nicht einfach so einem Armen Geld, sondern weil es ihm nützt. Der Nutzen muss jedoch keineswegs materieller Natur sein sondern kann auch einfach der Imagepflege als sozialer Wohltäter dienen.
Ihre abstrakte Solidargemeinschaft des Wohlfahrtsstaates, werter Freiheit für alle, ist lediglich durch Zwang zusammengehalten; wer gegen das Wohlfahrtssystem aufbegehrt, wird bestraft. So ähnlich wie auf einer Galeere. Da gab es eine vergleichsweise kleine Gruppe von Offizieren und bezahlten Mannschaften und einen grossen Haufen armer Teufel, welche angekettet unter Zwang die Riemen zu bedienen hatten; wer sich gegen seine Ausbeutung als Galeerensklave auflehnte, wurde ausgepeitscht. Zyniker mögen eine solche Galeerenbesatzung als Solidargemeinschaft ansehen. Ich betrachte sie als Sklaverei, errichtet auf dem Prinzip der Ausübung von Gewalt.
Verdient eigentlich den Namen Kommentar nicht mehr, das ist im Gegensatz zu den Verlautbarungen aus der Systempresse ein wissenschaftliches Buch. 
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