Grundkurs Bilanz

Bilanzen sind wahrscheinlich eine der wichtigsten Erfindungen für das Nachhalten von wirtschaftlichem Erfolg. Sie sind so einfach, daß man Sie nur als genial bezeichnen kann. Und so teilt sich eine Bilanz in zwei Teile auf

Aktiva Pasiva
Verwendung der Mittel Herkunft der Mittel

Das ist im Grunde schon so gut wie “alles”. Insgesamt müssen die beiden Seiten immer ausgeglichen sein, d.h. ist auf der linken Seite die Sume = 100 dann muß diese Summe auch auf der anderen Seite stehen. Oder noch anders: Zieht man die Summen der beiden Seiten voneinander ab erhält man immer 0. Es gibt Zweige in der VWL wo diese Bilanzierung auf die Erde angewandt wird und daraus kann man sich tatsächlich ein Urteil über den wirtschaftlichen Zustand bilden.

Was versteht man unter Verwendung? Nun für alles was wir produzieren brauchen wir: Maschinen, Stoffe und Arbeitskräfte. In der obigen Form der Bilanz erfasst man unter die Maschinen und Stoffe die man so für die Produktion braucht.Weiter alles andere was man sich so anschaffen. kann, Autos, Werzeuge etc.

Auf der anderen Seite sieht man woher die Mittel kommen und hier gibt es nur 2 Möglichkeiten (und Mischungen daraus). Nämlich Eigenkapital und Fremdkapital (Gewinne gehören zum Eigenkapital), daraus kann man natürlich gleich eine Menge von Kennzahlen bilden. Eine habe ich schon im vorherigen Eintrage eingeführt. Die Eigenkapitalquote die sich ergibt aus dem Eigenkapital / Gesamtkapital. Hier finden Sie IMMER auch auf den zweiten Blick heraus, wie drückend die Schuldenlast sein kann. In D und anderen Ländern in denen die FK- Finananzierung steuerlich “bevorzugt” wird. sieht es hier in fast allen Bilanzen mau aus. Oder anders herum, in zu vielen Firmen steht es Spitz auf Knopf. Bei der Q-Software Solutions GmbH, ist das EK größer als das FK, was für deutsche Verhältnisse schon fast revolutionär genannt werden kann.

Sie sehen auch warum es eine FK Bevorzugung gibt. Solange eine Investion mehr hergibt als die Zinsen für das FK, wird die Eigenkapitalrendite massiv nach oben gedrückt und dann schlägt in D das Gewaltmonopol gnadenlos zu. Die Gewinne einer Firma müssen a) bei der Firma und b) nach dem Ausschütten auch beim Eigenkapitalhalter versteuert werden. Bei einer Firma gibt es die KSt und Gewerbesteuer. Und je nachdem ob man ausschüttet oder nicht fallen unterschiedliche Steuersätze an. Im Großen und Ganzen ist es meines Erachtens falsch Firmen überhaupt zu besteuern (oder wenn Steuern sollten die einfach über eine Art MwSt ausgeglichen werden) Warum es falsch ist, ist auch klar. Die Gewinne werden mehrfach versteuert und das heißt nur doppeltes Unrecht für Einkommen aus einem Gewerbebetrieb. Es dürfte Sie nicht verwundern, wenn ich das nicht gut finden kann.

Es gibt aber auch weitere interessante Zahlen. So z.B. kann man schauen wie die Finanzierung der Güter erfolgte. Sieht man sehr viele kurzfristigen Kredite für langfristige Güter, sollten alle Warnsirenen anspringen. Offenbar ist niemand bereit der Firma langfristigen Kredit einzuräumen, somit ist eine Firma die durch zu viel kurzfristige Verbindlichkeiten finanziert ist, sehr gefährdet was ihre Zukunft angeht.

Dieser Zweig hat natürlich auch einen hochtreibenden Namen “Bilanzanalyse” http://bilanzanalyse.com/
Man sollte sich damit auf jeden Fall befassen. Da Worte sehr geduldig sind, aber bei den Zahlen wird es mit dem betrügen etwas schwerer (wenn man von Stellung von Scheinrechnungen und Phantombohrern (Stichwort: Flowtex) absieht. Sie können sich die Anmerkungne durchaus durchlesen, dabei müssen Sie aber sehr gut zwischen den Zeilen lesen können. Bei der vergleichende Bilanzanalyse (als dem Vergleich von Bilanzen über einen längeren Zeitraum) bekommen Sie immer eine sehr gute Idee wie es um die Firma bestllt ist.

Vor kurzem erfuhr ich, daß bei AirBerlin eine negatives Eigenkapital vorlag, was für mich der Auslöser war eben alle Air Berlin Anleihen zu verkaufen. Wie kann es ein negatives Eigenkapital geben. Nun wenn eine Firma mehr Verlust hat als ihr Eigenkapital ausmacht, hat man eben einen solchen. In der Bilanz taucht dann so was als Verlustvortrag auf. Normalerweise ein Grund die Firma abzuwickeln aber auch da gibt es durchaus Umgehungsmöglichkeiten Wenn davon ausgegangen wird das ganze ist nur temporär dann halten auch die Banken Ihre Füsse still. Sollte es aber dazu kommen das weitere Bestehen der Firma zu bezweifeln,  sind die ersten die Kredite kündigen Banken (und sie haben recht damit)

Ich kann Ihnen nur empfehlen sich wirklich intensiv mit Bilanzen und Bilanzierung zu beschäftigen. Es gibt für eine fundierte Beurteilung der finanziellen Situation einer Firma nichts besseres. Es nicht zu benutzen ist keine gut Idee. Ich habe bei Amazon mal nur Bilanzen eingegeben und erhalte:
http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_ss_i_2_6?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&url=search-alias%3Daps&field-keywords=bilanzen&sprefix=Bilanz%2Caps%2C166

Suchen Sie sich Bücher daraus auf dazu empfehle ich noch den Wirtschaftsteil einer Zeitung verstehen, was irgendwann vom Handeslblatt aufgelegt wurde. Das ist ein Riesenwälzer aber jeden -¢ seines Preises wert.

Sollten Sie sich mit der Bilanzierung nicht auskennen, dann sollten Sie damit sofort anfangen. Es ist im Prinzip die Basismathematik für das Verstehen von Wirtschaft und das meine ich nicht als Übertreibung. Sie können aus der Bilanz von Staaten ablesen wie es um ihn bestellt ist. Sie mögen es nicht glauben, ich kann Sie nur auffordern es zu versuchen. Sie werden sehr überrascht sein…..

Noch eine kleine Warnung zum Schluß: Lassen Sie sich nicht von großen Worten in’s Bockshorn jagen. Viele Worte sollen immer verschleiern und darin sind speziell die BWLer aber auch VWLer ganz groß. Bleiben Sie bei  den  ganz einfachen Fragen: Was wurde verdient, woher kam das Geld. Alles andere ist größtenteils Einschüchterung – man muß dazu studiert haben….

3 Gedanken zu „Grundkurs Bilanz

  1. AdvocatusDiaboli

    soweit schon alles klar.

    Der Punkt ist doch, warum führt wer welche Werte wie in der Bilanz.

    Ist die Bilanz tatsächlich ein Werkzeug, für einen selber zur Abschätzung&Aufdeckung von Fehlentscheidungen/-alokation oder dient die Bilanz dazu eben diese zu “verschönern”?
    Gerade bei komplett irrationalen Leaseback-Modellen sollten bei der schwäbischen Hausfrau die Alarmglocken schrillen, steht doch dann meistens ein IPO oder eine neue Anleihenemission vor der Tür…

    Naja, aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu altmodisch. Ich muss ja nicht alles verstehen.

    Denken Sie nur mal daran, wieviele immaterielle Werte in diversen Bilanzen schöngerechnet werden. Denke gerade an die Insolvenzverschleppung von Franjo Pooth. Der hat sogar die Namens-/Markenrechte “Verona Feldbusch” bilanziert, (nebenbei, obwohl er die AFAIR garnicht eindeutig besaß…)

    Und dann haben wir natürlich auch im Gegenzug noch die stillen Reserven HGB §253… vielleicht schlummert da der Reichtum von Air Berlin 😉

    Gruß, AD

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  2. FDominicus

    Oh ich bin mir über die Fehler durchaus im Klaren nur gibt es einfach nichts besseres und selbst Ihre Punkte kann man bilanziell erfassen:
    1) UnitOfAccount. Nun das ist in nominalen Zwangsmitteleinheiten. Sie können aber die jährliche Preissteigerung direkt z.B. als Aufwand buchen und damit weisen Sie gleich weniger Gewinn aus.
    Und Sie können sogar Ihren persönlichen Teuerungskorb ermitteln. Dazu müssen Sie nur die Rechnungen aufbewahren und diese alle in eine Bilanz übertragen

    2) Es ist nicht wischi waschi sondern auszuweisen und natürlich sind die Zahlen mit “Unsicherheit” behaftet. Und auch der zu erlösende Restertrag ist offen.

    Nur kann man sich wenn man denn will an den Richtlinien eine vorsichtigen Kaufmanns orientieren. Die wichtigsten Punkt die man dann beachten muß. Die Verbindlichkeiten sind immer zum nominalen Wert zu führen. Und bei allem was einem “gehört” sollte man auf die niedrigsten Wert gehen. Damit irrt man sich zumindest in Richtung sicherer Seite.

    Es geht für uns nicht darum betrügen zu wollen sondern zu verstehen wie Bilanzen funktionieren. Und Sie sind genial, ich behaupte sogar, Sie sind das Fundament für’s Wirtschaften.

    3) Es geht nicht um betrügen sondern um verstehen. Wenn im Endeffekt nach allen Varianten ein Minus steht dann sollt das durchaus als Warnung reichen. (siehe Air Berlin)

    Und taucht so etwas wie negatives Eigenkapital auf, dann sollten alle Alarmglocken schrillen.

    Auf der anderen Seite sollte es jedem zu Denken geben wenn man mehr Ertrag als Erlöse hat 😉

    Antworten
  3. AdvocatusDiaboli

    Tja, Bilanzen sind schon ein lustiger (Selbst?)Betrug.

    Warum?
    1.) Weil der UnitOfAccount immer der Überschüsse/Verbindlichkeiten in einer Währung gemessen wird und wieviel nun dieser UoA selber nun wirklich “wert” ist? Gestern, heute, morgen…?
    2.) Weil ziemlich wischiwaschi welche Art der Abschreibung nun den tatsächlichen Marktwert wiederspiegelt oder blindlings hilflos der Anschaffungswert genommen wird.
    3.) Weil mittels Leaseback über Zweit/Dritt- und sonstwas für Vehikel jeder beliebige ROI “eingestellt” werden kann.

    Gruß, AD

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